Schwindel – wenn die Welt sich dreht
„Vertigo is the conflict between the fear of falling and the desire to fall.“ (Salman Rushdie)
Schwindel und seine Ausprägungen
Vielleicht hast du es schon selbst erlebt oder zumindest davon gehört: Einige Menschen haben morgens nach dem Aufstehen Angst zu fallen. Andere sind unsicher beim Betreten einer Treppe. Und wieder anderen wird unversehens schlecht auf dem Unterdeck eines Schiffs. Die Ursache für all diese Phänomene wird lapidar als Schwindel zusammengefasst. Schwindel ist ein häufig auftretendes Symptom. Jeder sechste Patient beim Allgemeinmediziner berichtet von Symptomen, die in die Kategorie „Schwindel“ fallen. Dies ist nicht verwunderlich, da Schwindel eine ganze Reihe von Ursachen haben kann. Dieser Artikel soll unter anderem dazu dienen, die meiner Recherche nach häufigsten (evidenzbasierten) Gründe für Schwindel zu nennen. Aber die Liste ist mit Sicherheit nicht komplett vollständig und erhebt auch nicht den Anspruch. Daneben möchte ich meine nicht evidenzbasierte, aber erfahrungsgemäße Sicht auf Schwindel darlegen, die auf den Erkenntnissen aus 15 Jahren ganzheitlich orientierter Therapie beruht und sowohl körperliche als auch seelisch-emotionale Ursachen mit einbezieht.
Formen des Schwindels Teil 1
Bevor ich näher auf die Ursachen von Schwindel eingehe, möchte ich kurz darlegen, welche Formen des Schwindels der Mediziner unterscheidet. Für den Betroffenen mag dies zuerst einmal uninteressant erscheinen, da er sich einfach schlecht fühlt und an einer schnellen Besserung interessiert ist. Aber die Art des Schwindelgefühls gibt dem Therapeuten möglicherweise Aufschluss über die Ursache des Schwindels. Unterschieden wird zwischen:
- Drehschwindel: Wenn du an dieser Schwindelform leidest, hast du das Gefühl, die Welt um dich herum dreht sich. Es ist vergleichbar mit einer Karrusselfahrt.
- Schwankschwindel: Bei dieser Schwindelform hast du den Eindruck, dass deine Füße den Kontakt zum Boden verlieren. Es ist, als ob du auf einem Bootsdeck in stürmischer See gehen würdest.
- Liftschwindel: Betroffene beschreiben das Gefühl, sich in einem sich schnell nach oben oder unten bewegenden Lift zu befinden.
- Fallneigung: Bei der Fallneigung befürchten Betroffene, nach vorne oder hinten umzukippen, obwohl sie evtl. sogar sicher sitzen (oder liegen).
Formen des Schwindels Teil 2
Die im vorherigen Absatz genannten Schwindelformen werden auch systematischer oder gerichteter Schwindel genannt. Gemeint ist hiermit die tatsächliche Wahrnehmung von Bewegung des eigenen Körpers (ohne eigenes Zutun). Daher sind Stand- und Gangunsicherheiten die häufigsten Symptome der oben genannten (typischen) Schwindelformen, treten aber auch ohne die genannten sensorischen Erfahrungen bei untypischen, sogenannten nicht-gerichteten, Schwindelformen auf. Letztere werden auch „Benommenheit“ genannt. Praxis-Tipp: Versuche die Umstände deines Schwindels genau zu ergründen, und notiere dir die Situationen, in denen er typischerweise auftritt!
Der Gleichgewichtssinn Teil 1
Für die oben genannten systematischen Schwindelformen liegt in der Regel eine Erkrankung des Gleichgewichtssinnes vor. Der Mediziner spricht hier von vestibulären Ursachen, abgeleitet von der Definition „vestibulär = den Gleichgewichtssinn betreffend“. Hiermit ist im Grunde nur das Innenohr gemeint. Dabei beruht der komplexe Gleichgewichtssinn des Menschen auf drei wesentlichen miteinander verknüpften Sinnes-Systemen:
- dem Gleichgewichtsorgan im Innenohr, das durch Lageveränderungen im Raum stimuliert wird (oft Vestibularorgan genannt)
- den Sinneseindrücken des Auges, über die das Gehirn die Lage insbesondere des Kopfes im Verhältnis zur Horizontallinie abgleicht
- und den Sinneseindrücken gewonnen über die „mechanischen“ Fühler des Tast- bzw. Tiefensinns aus Sehnen, Bändern, Gelenkkapseln, Muskeln und Haut.
Gleichgewichtssinn Teil 2
All die komplexen Sinneseindrücke laufen über aufsteigende Nervenbahnen zu den Kerngebieten des Gleichgewichtsorgans im verlängertem Rückenmark und des Kleinhirns. Sie werden dort miteinander abgeglichen und interpretiert. Bei einer funktionellen oder strukturellen Störung einer der drei genannten wesentlichen Komponenten kann es zu einer der genannten Schwindelformen (gerichtet und nicht-gerichtet) kommen. Wie bereits erwähnt meint der Mediziner bei systematischen bzw. gerichteten Schwindelformen (vestibuläre Ursachen) verwirrenderweise nur Ursachen bzw. Erkrankungen des Zentralnervensystems (zentral-vestibulär) oder Erkrankungen des Innenohrs bzw. Gleichgewichtsnerves (peripher-vestibulär). Alle anderen Schädigungen von Gleichgewichtsorganen (Auge, Tast- und Tiefensinn) werden als nicht-vestibulärer Schwindel bzw. „Benommenheit“ zusammengefasst.
Ursachen des Schwindels: Blutdruckerkrankungen
Ein hoher, aber auch ein zu niedriger Blutdruck kann Schwindel auslösen. Du musst dir vorstellen, dass ein gesunder Blutdruck garantiert, dass alle Bereiche des Körpers mit Sauerstoff und Nährstoffen über den Transportweg des Blutes versorgt sind. Kommt es zu einem plötzlichen Blutdruckabfall, so kann dies nicht mehr sichergestellt werden. Es sind möglicherweise wichtige sensorische Teile des Gleichgewichtsapparates oder seiner neurologischen Zentren unterversorgt. Ein hoher Blutdruck hingegen kann insbesondere über einen längeren Zeitraum zu strukturellen Schädigungen des Gleichgewichtsapparates führen. Besonders betroffen hiervon ist oft das Innenohr mit den sogenannten Bogengängen oder der Gleichgewichtsnerv. Natürlich soll hier nicht unerwähnt bleiben, dass auch andere Formen der Blutflussveränderungen und auch die Blutqualität selbst im Sinne von Sauerstoff- und Nährstoffsättigung einen Einfluss auf das Gleichgewicht haben können. Blutdruckerkrankungen können vestibuläre und auch nicht-vestibuläre Schwindelformen nach sich ziehen.
Ursachen des Schwindels: Erkrankungen des zentralen Nervensystems
Fast jede Beeinflussung des Hirns kann Schwindel nach sich ziehen, besonders wenn der Hirnstamm oder das Kleinhirn betroffen ist. Typische Ursachen wären Minderdurchblutungen als Folge von Blutdruckerkrankungen (siehe oben) oder Gefäßerkrankungen (Arteriosklerose), Tumoren, Entzündungen oder Vergiftungen. Letztere sind mögliche Folgen des Lebenswandels (oft Alkohol) oder unerwünschte Nebenwirkungen (Medikamente). Diese Vielfalt an Erkrankungen wird vom Mediziner als zentral-vestibulär zusammengefasst.
Ursachen des Schwindels: Erkrankungen des Innenohres – gutartiger anfallsartiger Lagerungsschwindel
Das Gleichgewichtsorgan des Innenohrs besteht aus drei Bogengängen, in denen sich eine Flüssigkeit gleichsam mit der Bewegung des Kopfes hin- und herbewegt. Die bei weitem häufigste Komplikation oder Erkrankung dieses Sinnesorgans ist eine Verlegung der Bogengänge, z.B. durch aus den Wänden der Bogengänge herausgelöste kristalline Partikel. Dadurch kommt die sogenannte Endolymphe ins Stocken oder wird abgelenkt. Infolge werden die eigentlichen „Fühler“ des Innenohrs, feinste Härchen in den Bogengängen, nicht oder evtl. direkt durch die kristallinen Steinchen falsch stimuliert. Das Ergebnis sind Drehschwindelattacken von kurzer Dauer (ca. eine halbe bis dreiviertel Minute). Diese Form des Schwindels wird gutartiger anfallsartiger Lagerungsschwindel (BPLS) genannt. Er ist eine der häufigsten (primären) Schwindelformen, an denen Menschen erkranken.
Ursachen des Schwindels: Erkrankungen des Innenohres – Morbus Menière
Eine weitere Erkrankung des Innenohres ist die Menièr’sche Erkrankung, bei der eine Resorptionsstörung der Endolymphe vermutet wird und somit ein „Überdruck“ in den Bogengängen zu Irritation oder Schädigung der Sinneshärchen führt. Diese Erkrankung tritt auch anfallsweise auf, typische Symptome sind zudem Übelkeit und Ohrgeräusche. All diese Erkrankungen sind typische peripher-vestibuläre Erkrankungen.
Ursachen des Schwindels: Erkrankungen des Gleichgewichtsnervens
Der Nervus vestibulocochlearis oder Hör- & Gleichgewichtsnerv transportiert die vom Gleichgewichtsorgan des Innenohres gewonnenen Sinnesreize in Form von elektrischen Potentialen zu den schon genannten Kerngebieten des Hirnstamms. Bei Erkrankung eines Hörnervens (zwei Gleichgewichtsorgane = zwei Nerven) können Sinnesreize blockiert oder Potentiale auch falsch bzw. unbegründet ausgelöst werden. Häufige Erkrankungsursachen sind Entzündungen eines Nervens (= Neuritis vestibularis) oder in selteneren Fällen auch Tumoren.
Auch dies sind typische peripher-vestibuläre Ursachen.
Ursachen des Schwindels: Erkrankungen des Auges
Augenerkrankungen und damit einhergehende Sehverluste oder auch Erkrankungen des Sehnervens können Schwindel nach sich ziehen. Theoretisch können auch Erkrankungen des Sehzentrums im hinteren Teil des Großhirns Schwindel verursachen. Häufigste Augenerkrankungen mit Schwindelfolge sind (an sich) harmlose Fehlsichtigkeiten, die durch eine Brille einfach zu korrigieren sind. Aber auch hier können Tumore z.B. ausgehend vom Sehnerven zu Lähmungen des Auges führen und somit Schwindel mit begünstigen. Schmerzen wären in diesem Fall jedoch das Leitsymptom. Augenerkrankungen sind nicht-vestibuläre Schwindelerkrankungen.
Ursachen des Schwindels: Erkrankungen des Tast- und Tiefensinnes
Hinter Erkrankungen des Tast- und Tiefensinnes verbirgt sich zumeist eine Polyneuropathie. Also eine „Erkrankung vieler Nerven“, die eine massive Schädigung der unendlich vielen mechanischen Fühler in Haut, Muskeln, Sehnen und Bändern begünstigt. Hauptursache für die Polyneuropathie sind oft die „Zuckererkrankung“ Diabetes, andere, vor allem autoimmun bedingte Systemerkrankungen und in selteneren Fällen ein massiver Mangel an Vitaminen (vor allem VitB12) oder eine Vergiftung. Durch Schädigung des Tast- und Tiefensinnes kommt es ebenfalls zu Stand- und Gangunsicherheit ohne weitere sensorische Mißempfindungen. Daher wird auch hier von nicht-vestibulärem Schwindel gesprochen.
Ursachen des Schwindels: Funktionelles Halswirbelsäulen-Syndrom
Genau genommen häufig ein „Mischbild“ aus verschiedenen Ursachen hat das möglicherweise traumatisch (Schleudertrauma), öfters auch degenerativ (Verschleiß) bedingte Halswirbelsäulen-Syndrom (HWS) ebenfalls Auswirkungen auf die „Selbstwahrnehmung“ im Sinne des Verlustes von Sinneseindrücken aus dem Tast- und Tiefensinnessystems. Der Mediziner spricht auch vom „Verlust an Propriozeption“. Natürlich gibt es auch andere Möglichkeiten, weswegen insbesondere traumatisch bedingte Verletzungen der HWS zu Schwindel führen können. Hierbei sollte bedacht werden, dass der Hirnstamm, der das Gleichgewichtszentrum enthält, ungefähr auf Höhe der Kopfgelenke (oberste Halswirbelsäule) liegt. Eine peitschenartige Überdehnung dieser zentralen Strukturen könnte also definitiv zu Schwindel beitragen. Insgesamt werden zervikale (zervikal = die Halswirbelsäule betreffend) Ursachen als nicht vestibulärer Schwindel gehandelt.
Ursachen des Schwindels: psychogen bedingter Schwindel
Bei einer Reihe von psychischen Erkrankungen kann Schwindel als Haupt- oder Nebensymptomatik auftreten. Zum Beispiel als Hauptsymptom einer Angsterkrankung (monosymptomatischer „Angstschwindel“) oder Depression. Dem geht allerdings oft eine körperliche Ursache für den Schwindel voraus, wobei dieser nicht selten über die erfolgreiche Behandlung der Ursache hinaus bleibt. Häufig entsteht auch eine Angst vor der nächsten Schwindelattacke, die vermutlich das Krankheitsbild noch fördert („phobischer Schwankschwindel“).
Schwindel aus der Sicht des Osteopathen Teil 1
Aus ganzheitlich struktureller Sicht geht es beim nicht-vestibulären Schwindel vor allem um den Verlust des Tast- und Tiefensinnes. Das muss nicht zwangsläufig ein Problem der Halswirbelsäule sein. Denn die sogenannte Propriozeption (von lateinisch: proprius = eigen und recipere = aufnehmen) entsteht aus der Gesamtmenge an sensorischen Informationen aus Muskeln, Bändern, Sehnen, Gelenkkapseln etc. Insbesondere die großen Gelenke haben einen nicht unwesentlichen Anteil an der Propriozeption. Daher stellen wir Osteopathen/- innen insbesondere bei Patienten/- innen mit Gelenkersatz oder großteiligem Gelenkverschleiß (= Polyarthrose) nicht-vestibulären Schwindel fest. Dabei darf nicht unerwähnt bleiben, dass es sich hierbei oft um „alte“ Patienten/- innen handelt, die häufig „multimorbide“ sind und somit weitere Erkrankungen mit sich herumtragen, die ursächlich für den Schwindel sein können.
Schwindel aus der Sicht des Osteopathen Teil 2
Nicht unwesentlich steht meiner Erfahrung nach vor allem die untere Extremität mit der Fuß-, Knie und Hüftregion im Zusammenhang mit Schwindel. So hat z.B. eine Verletzung der seitlich am Oberschenkel gelegenen Faszienstruktur des Traktus iliotibialis (frei übersetzt „Zug vom Darmbein zum Schienbein“) nicht selten eine „funktionelle“ Fallneigung zur Folge, die bei erfolgreicher Behandlung deutlich zurückgeht oder gar verschwindet. Aber auch Blockaden der Wirbelsäule, und zwar explizit gesagt jedweder Wirbelabschnitte, können zu einem nicht-vestibulären Schwindel beitragen. Wir Osteopathen sprechen z.B. viel über die Durchblutung als wesentlichen Faktor der körperlichen Homöostase bzw. Selbstregulation / Selbstheilung.
Schwindel aus der Sicht des Osteopathen Teil 3
Blockaden der oberen Brustwirbelsäule können einen negativen Einfluss auf die Durchblutung der Kopfregion haben. Denn von dort regelt das sympathische vegetative Nervensystem die Eng- oder Weitstellung der Gefäße in der Hals- und Kopfregion. Interessanterweise wird auch die Durchblutung von Herz- und Lungen (in der anthroposophischen Medizin richtigerweise als „rhythmisches System“ gesehen) aus diesem Wirbelabschnitt geregelt. Somit kann eine Blockade des ersten bis vierten Brustwirbels durchaus zu einer nicht-vestibulären Schwindelsymptomatik beitragen. Blockaden des Überganges von Brust- zu Lendenwirbelsäule haben nicht selten einen Einfluss auf die hormonelle Situation bzw. die Nebenniere und die Niere. Insbesondere letztere braucht einen konstanten Blutfluss zur Wahrnehmung ihrer Funktion und sorgt über Ausschüttung von Botenstoffen insbesondere des Drüsenorgans Nebenniere für die Regulation des Blutdrucks. Funktionelle Störungen in der Regulation der zu- und abführenden Gefäße und (möglicherweise) der nervalen Kommunikation zwischen Niere und Zentralnervensystem können somit zu nicht-vestibulärem Schwindel beitragen.
Schwindel aus ganzheitlicher Sicht Teil 1: Psyche
Obschon auch die Osteopathie eine „ganzheitliche“ Betrachtungsweise des Körpers liefert, möchte ich dem Symptom Schwindel aus meiner eigenen Sicht noch weitere Dimensionen hinzufügen. Wir haben den Schwindel schon aus schulmedizinischer Sicht mit Angsterkrankungen oder Depressionen assoziiert (= psychogene Ursachen). Ich möchte dieser Betrachtungsweise jedoch auch eine funktionelle Komponente hinzufügen. Insbesondere Menschen, die sich „im Kreis drehen“ und somit anscheinend nicht in der Lage sind, ausreichend auf ihre Lebensentwicklung einzuwirken, können an einer Schwindelsymptomatik leiden. Die Abgrenzung zur krankhaften Depression ist dabei natürlich fließend, vor allem der (fehlende) Antrieb sollte für den Therapeuten als Indikator für eine notfalls medikamentös zu behandelnde Depression herangezogen werden. Im funktionellen Sinne solltest du Schwindel jedoch nicht nur als zu behandelndes Symptom, sondern auch (positiv) als Indikator ansehen. Nämlich dafür, dass du möglicherweise in einem Zustand verharrst, den letztlich nur du selber verändern kannst. Hierfür kannst du psychotherapeutische oder Coaching-Ansätze nutzen.
Schwindel aus ganzheitlicher Sicht Teil 2: Homöopathie
In der Natur sind viele Substanzen bekannt, deren Einnahme aufgrund von ganz körperlicher oder zentralnervöser Vergiftung zu Schwindel führen kann. Die in unserer Kultur bestbekannte Substanz ist mit Sicherheit der Alkohol. In der homöopathischen Medizin wird „Ähnliches mit Ähnlichem“ geheilt. Dabei geht die Homöopathie davon aus, dass eine Substanz, die im ursprünglichen Zustand Schwindel hervorrufen kann, homöopathisch behandelt genau dieses Symptom behandeln kann.
Da die Homöopathie eine Erfahrungsheilkunde ist, sind diese Wirkungen jedoch (bisher) nicht evidenzbasiert nachgewiesen. Die Schwierigkeit mit homöopathischer Medizin ist dabei aus meiner Sicht als „Nicht-Homöopath“ die von praktizierenden Homöopathen/- innen immer wieder angesprochene Wertigkeit von seelisch-geistigen VOR körperlichen Symptomen zur genauen Auswahl des Arzneimittels. Es muss also ein komplexes Arzneimittelbild interpretiert werden, um die richtige Mittelauswahl zu treffen, das vor allem auch seelisch-geistige Aspekte umfasst. Das macht die Studiengestaltung schwierig, die im Rahmen von medizinischen allopathischen Studien (allos = anders, verschieden) nicht auf diese Form der Medizin ausgerichtet ist. Im Falle von funktionellem Schwindel (= ärztlich ist keine Ursache auffindbar) ist ein Versuch mit homöopathischen Mitteln aber zumindest denkbar.
Schwindel aus ganzheitlicher Sicht Teil 2: Anthroposophie und die traditionelle chinesische Medizin
Auch die anthroposophische Medizin hat sich mit Schwindel als Symptom beschäftigt und sieht den Schwindel als eine Erschütterung zwischen physischem Leib und den „feinstofflichen Leibern“ (Äther, Astralleib). Hier wird das primäre therapeutische Ziel somit eine Wiederherstellung der Beziehung zwischen physischer und feinstofflicher Ebene sein. Hierzu werden oft Mittel eingesetzt, die einen Einfluss auf die rhythmusgebende Ebene des Körpers haben, ergo Lunge und Herz.
Die traditionell chinesische Medizin (TCM) sieht Schwindel oft als Zeichen eines Yang-Überschusses, besonders wenn die Wandlungsphase Holz (Leber / Galle) betroffen ist. Das Qi dieser Wandlungsphase hat eine aufsteigende Qualität und führt somit im Bereich des Kopfes zu Symptomen. Auch innerer Wind, z.B. im Rahmen von Wind-Bi-Syndromen, kann zu Schwindel führen. Mit Verfahren wie Akupunktur, Ernährung und Pflanzendekokten (und vielen weiteren) versucht die TCM, die energetische Lage des Patienten zu therapieren und so zu einem Ausgleich der Wandlungsphasen / Energieleitbahnen zu kommen.
Fazit
Schwindel ist kein einfaches Symptom, sondern kann als Teil eines Symptomenkomplexes („Syndrom“) Zeichen einer ernsthaften Erkrankung sein. Wenn du bis hierhin gelesen hast, wirst du wissen, dass hinter Schwindel durchaus Tumoren, entzündliche Vorgänge oder Blutdruckerkrankungen stecken können. Daher ist es aus meiner Sicht unerlässlich, bei wiederkehrendem Schwindel einen Arzt aufzusuchen. Sind die typischen Ursachen (siehe oben) abgeklärt und ist dabei nichts gefunden worden, so kannst du insbesondere bei traumatischer Vorschädigung der HWS und oberen BWS („Schleudertrauma“) den Versuch einer osteopathischen Behandlung unternehmen. Auch andere komplementärmedizinische Verfahren können in Betracht gezogen werden (siehe oben), wenn die schulmedizinische Untersuchung und Behandlung erfolglos bleiben sollte. Insgesamt ist therapieresistenter Schwindel oft multifaktoriell und sollte daher mit meinem Modell der vier gesundheitlichen Säulen genauer betrachtet werden.
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Alexander Mallok