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Burnout – ein Erfahrungsbericht

Veröffentlicht am:

„Was wir nicht schaffen müssen wir loslassen, sonst schafft es uns.“ (Ernst Ferstl)

Wie fühlt sich ein Burnout an – ein Erfahrungsbericht

Dies ist ein Erfahrungsbericht zum Thema Burnout. Alles, was ich hier im ersten Teil schreibe, beruht auf eigenen Erfahrungen, nicht auf wissenschaftlichen Erkenntnissen. Vorweg: Ein Burnout gönne ich niemandem. Ich habe erfahren, wie es ist, wenn einen die totale Erschöpfung völlig ausknockt. Ich erinnere mich, dass ich Anfang 2016 vier Tage lang weinend bei meinen Eltern auf der Couch lag. Auf Nachfrage konnte ich nicht wirklich sagen, warum genau ich so traurig war bzw. was mich so traurig gemacht hat. Ich konnte einfach nicht mehr aufhören zu weinen. Alles war zu viel. Alles hat auf einmal Angst gemacht. Die Welt „da draußen“ fühlte sich in jeder Hinsicht bedrohlich an, und Kontakt mit anderen Menschen zu haben war eine Qual. Angst war das einzige Gefühl, das ich benennen konnte. Ansonsten habe ich mich einfach nur leer gefühlt.

Burnout: Totale Erschöpfung – was war passiert? – Teil 1

Mit dem Auf- und Ausbau einer neuen interdisziplinär-ganzheitlichen Praxis zusammen mit meinem Mann im Jahre 2014 stellte sich nicht nur Freude über ein neues, erweitertes Arbeitsfeld mit angestellten und freiberuflichen Mitarbeitern ein. Es präsentierte sich auch ein Arbeitsaufwand, der nie ein Ende fand. Jeder, der selber gegründet hat, weiß, wovon ich rede und was ich mit „selbst und ständig “ meine. Anfänglich war es vor allem positiver Stress, so genannter Eustress, da sich positive Entwicklungen abgezeichnet haben und unser Konzept immer mehr Zuspruch erhalten hat. Mit dem Erfolg kamen aber im Team auch die Trittbrettfahrer, die sich von uns unter die Arme haben greifen lassen, bis sie meinten, es alleine zu können und uns dann haben fallen lassen. Wir haben dies in den Folgejahren noch oft erleben dürfen. Und damit auch am eigenen Leib erfahren, wie es sich anfühlt, wenn es keinen Spaß mehr macht, morgens in die eigene Firma zu gehen. So hat sich neben dem positiven Stress (Eustress) zunehmend auch negativer Stress (Disstress) breit gemacht.

Burnout: Totale Erschöpfung – was war passiert? – Teil 2

Ent-Täuschungen erleben wir alle immer wieder im Leben. Das gehört dazu und lässt uns im Endeffekt wachsen. Schließlich ist es noch viel schrecklicher, dauerhaft mit einer Täuschung zu leben. Hintergangen zu werden hat dann schon eine andere Qualität, vor allem wenn der Mensch, der einen hintergeht, zwei Jahre lang alle Hilfe der Welt von einem bekommen hat, um sich eine eigene erfolgreiche Praxis aufzubauen. Unter dem Druck, trotz des hintergangen worden Seins weiter professionell agieren zu müssen, habe ich weiter gearbeitet, härter als jemals zuvor. Im Hinterkopf immer der Gedanke: Jetzt erst recht. Und dann kam an einem späten Abend die erste Panikattacke. Gott sei Dank hatte ich die Möglichkeit, zu dem Apotheker unter unserer Praxis zu gehen, um mir Hilfe zu holen. Von dort hat mich mein Vater abgeholt, und besagte „Heultage“ nahmen ihren Lauf.

Burnout: Totale Erschöpfung – was war passiert? – Teil 3

Wir Menschen sind sehr leistungsfähig. Und sehr leidensfähig. Es dauert oft sehr lange, bis es zu viel wird und meist zuerst unser Körper rebelliert. Uns in Form von Krankheitssymptomen verdeutlicht, dass wir über unsere Kräfte und unsere Grenzen gegangen sind. Dennoch brauchen wir Pausen, Zeiten, in denen wir Luft holen können. In denen unsere Seele verarbeitet, was passiert ist. Wir brauchen Zeit zum Trauern. Denn wo Unrecht geschieht oder wir schlecht behandelt werden, da braucht es Zeit, die Ent-Täuschung und den seelischen Schmerz zu betrauern, um wieder neu aufstehen und mit neuer Kraft und neuem Vertrauen weitermachen zu können. Genauso ist es mit einem hohen Arbeitspensum. Wer viel arbeitet und sich selbst immer Höchstleistungen abfordert, der braucht Zeiten des inne Haltens, um körperlich und mental gesund zu bleiben. Gibt es diese Zeiten nicht, so laufen wir Gefahr, uns auf den drei Ebenen Körper, Geist und Seele zu erschöpfen. Und dann ist das Burnout oftmals nicht mehr weit.

Der Weg aus dem Burnout Teil 1

Nach den „Heultagen“ begann ein langer Weg zurück in ein Leben, das mehr war als nur Überleben. Ich habe ganz viel geschlafen. Und einsehen müssen, dass ich bei der Arbeit eine längere Zeit nicht so durchpowern konnte wie vorher. Ich bin eine Zeit lang nur wenige Stunden in die Praxis gegangen. Ich habe mir von meinem Hausarzt Antidepressiva und eine Notfallmedikation für Angst- und Paniksituationen geben lassen. Noch heute lache ich darüber, dass mein Hausarzt meinte „sie sind die am wenigsten depressive Patientin, die ich kenne“. Denn da hatte er, wie ich fand, recht. Ich war ungemein lebensfroh, nur sehr, sehr erschöpft. Und so brauchte ich eben ein wenig Hilfe in Form einer Medikation, um wieder zu Kräften zu kommen und einem normalen Leben nachgehen zu können. Ohne die Einschränkung, nicht aus dem Haus zu können oder jederzeit von einer Panikattacke überfallen werden zu können.

Der Weg aus dem Burnout Teil 2

Sobald es mir soweit besser ging, dass ich wieder in der Lage war, alleine aus dem Haus zu gehen ohne die Angst, ohnmächtig zu werden, habe ich mich daran gemacht, wieder in meine Kraft zu kommen. Ich habe einen Abschiedsbrief an die besagte Mitarbeiterin geschrieben. Abgeschickt habe ich ihn nie, aber es war wichtig für mich, um alles Ungesagte, alle Wut und Enttäuschung einmal los zu werden und damit letztendlich los lassen zu können. Ich habe Coachings gemacht, Yoga, Meditation, Persönlichkeitsentwicklungsseminare. Vor allem aber bzw. mit Hilfe all dieser Tools habe ich gelernt, meinen eigenen Wert zu erkennen (losgelöst von irgendeiner Art der Performance), Nein zu sagen und mich abzugrenzen. Ich habe erkannt, dass ich niemals vergessen darf, gut für mich selbst zu sorgen. Es fällt mir heute immer noch schwer anderen zu vertrauen, aber ich weiß, dass ich mir selbst vertrauen kann und darf.

Der Weg aus dem Burnout Teil 3

Was ich aus dieser schwierigen Phase in meinem Leben gelernt habe:

  1. Selbstfürsorge ist das A und O. Keine Sache der Welt, kein Mensch, kein Job, kein Traum ist es wert, sich selber und seine Gesundheit zu vernachlässigen!
  2. Wenn wir so lange warten, bis das Kind sprichwörtlich in den Brunnen gefallen ist, unsere Gesundheit also schon nachhaltig angegriffen ist, dann ist es umso schwieriger und langwieriger, wieder in unsere Kraft zu kommen. Also lieber Vorsicht als Nachsicht walten lassen bzw. lieber präventiv/proaktiv Selbstfürsorge betreiben als später sehr viel Zeit für die eigene Regeneration aufbringen zu müssen.
  3. Nichts ist umsonst. Ich bin schon durch einige schwierige Phasen in meinem Leben gegangen. Am Ende haben sie mich alle zu der gemacht, die ich heute bin. So war es letztendlich auch mit der Burnout-Erfahrung. Ich habe lernen dürfen, Menschen und ihre Intentionen zu hinterfragen, vor allem aber für nichts und niemanden meine eigene Gesundheit aufs Spiel zu setzen.

Burnout – eine ernst zu nehmende Erkrankung

Dieser Erfahrungsbericht ist einer von vielen sicherlich sehr unterschiedlichen. Es ist wichtig zu betonen, dass es viele Gründe geben kann, warum ein Mensch in einen behandlungsbedürftigen Zustand des ausgebrannt Seins kommt. So wie die Symptomatik individuell unterschiedlich ausfallen kann, so werden auch unterschiedliche Therapien hilfreich bzw. angezeigt sein. Viele von einem Burnout betroffene Menschen bedürfen beispielsweise eines längeren Klinikaufenthaltes. Daher ist wichtig hervorzuheben, dass der hier beschriebene Weg einer von vielen gangbaren Wegen ist, aber keinen Anspruch auf Allgemeingültigkeit erhebt. Ein Burnout ist eine sehr ernst zu nehmende Erkrankung, die in ihren möglichen Ausprägungsformen, Folgen und Verläufen nicht unterschätzt werden sollte. Immer mehr Menschen fühlen sich chronisch überfordert, reiben sich zwischen privaten und beruflichen Verpflichtungen auf. Damit ist das Thema ein sehr wichtiges und bedarf der Aufmerksamkeit in der öffentlichen Wahrnehmung.

Wer mehr zum Thema wissen möchte, der ist herzlich eingeladen, einmal hier weiter zu lesen, um zu erfahren, inwiefern Osteopathie bei Stress- und Erschöpfungthemen hilfreich sein kann. Wer lieber Podcasts hört als Blogbeiträge zu lesen, der wird hier vielleicht fündig.