Redewendungen und ihre Bedeutung
„Jede innere Bewegung, Gefühle, Emotionen, Wünsche drücken sich durch unseren Körper aus.“ (Samy Molcho)
Medizin in Zeiten vor apparativer Diagnostik
Es gibt zahlreiche medizinische Redewendungen, die vor vielen Jahren entstanden sind, als es noch keine apparative Diagnostik gab und die Menschen einzig und allein auf ihre Sinne und Beobachtungen angewiesen waren. Im Nachfolgenden werden einige medizinische Redewendungen und ihre Bedeutungen exemplarisch vorgestellt.
Organsprache: Redewendungen bei Leber- und Gallenproblematiken
Emotionen und Gefühle wie Ärger, Wut und beleidigt sein lassen auf Leber und Galle schließen. Redewendungen wie „Jemandem ist eine Laus über die Leber gelaufen“ oder „Mir läuft die Galle über“ stellen die Korrelation sehr anschaulich dar. Ein gängiger Ausspruch ist außerdem, jemand verhalte sich „wie eine beleidigte Leberwurst“. Typische Beschwerdebilder sind Hepatitis, Leberzirrhose, Gallensteine oder eine Gallenblasenentzündung.
Redewendungen bei Rückenschmerzen
Konnten Themen noch nicht verarbeitet bzw. Probleme noch nicht angesprochen werden, oder sind Situationen ungeklärt bzw. machen uns Angst, haben wir sprichwörtlich „einen Frosch im Hals“ oder „sitzt uns die Angst im Nacken“. Die viel benutzte Aussage „Jeder hat seinen Rucksack zu tragen“ legt den Fokus auf die Last, die jeder durch seine eigenen Sorgen zu tragen hat. Je nachdem wie voll der sprichwörtliche Rucksack ist, können sich als Folge bei den Betroffenen Rückenschmerzen und/oder Nackenverspannungen entwickeln.
Organsprache: Redewendungen rund um das Herz
Wie unser Herz durch schwierige Situationen und/oder ungeklärte Themen belastet werden kann, das wird anhand der Redewendung „Mir fällt ein Stein vom Herzen“ untermauert. Steine assoziieren wir üblicherweise mit Schwere. Belasten uns Situationen nicht länger, oder klären sich Themen für uns, fällt uns also sprichwörtlich ein Stein vom Herzen, so nehmen wir oftmals ein Gefühl von Leichtigkeit war. Betroffene haben zum Beispiel das Gefühl, wieder atmen zu können, während sie vorher beispielsweise ein Gefühl von herzinduzierter Enge im Brustkorb hatten (typische Symptomatik beim Herzinfarkt).
Redewendungen rund um das Nervensystem
Auch die Redewendung „Mir bleibt die Spucke weg“ beruht auf Beobachtungen. Unser vegetatives Nervensystem, d.h. das unwillkürliche Nervensystem, ist gesteuert durch den Sympathikus und den Parasympathikus. Beide Systeme arbeiten gegensätzlich. Der Sympathikus fährt den Körper hoch (Flucht oder Kampf). Der Parasympathikus steuert die Verdauungs- und Stoffwechselvorgänge in Ruhe. In Momenten der Aufregung bzw. Anspannung wie z.B. in Prüfungssituationen steuert uns der Sympathikus. Speichelfluss ist ein vom Parasympathikus induzierter Vorgang, da wir den Speichel mit seinen Bestandteilen für die Verdauung benötigen. Deshalb stimmt die Beobachtung, dass uns in aufregenden Situationen „die Spucke wegbleibt“.
Redewendungen in der osteopathischen Diagnostik
Der ganzheitliche Ansatz der Osteopathie schließt die Behandlung von Organen mit ein, weshalb die oben genannten Sprichwörter für Osteopathen/- innen eine Hilfe oder ein Hinweis sein können, um mögliche (Organ-)Dysfunktionen zu diagnostizieren und in der Folge behandeln zu können. Daher lässt sich sagen, dass medizinische Redewendungen bzw. die Organsprache einen wertvollen Ansatz in der ganzheitlichen Diagnostik und Behandlung darstellen.
Dieser Artikel wurde von Heilpraktikerin und Osteopathin Liske Brakel-Ollenschläger verfasst. Sie ist Teil des interdisziplinären Teams in der Heil- und Chiropraxis. Wenn du mehr über sie oder die Behandlungsform der Osteopathie erfahren möchtest, dann geht es für dich hier entlang. Solltest du mehr zum Thema Lebergesundheit wissen wollen, dann lies gerne hier weiter.