Was macht einen guten Osteopathen aus?
„Wenn die anderen glauben, man sei am Ende, dann muss man erst richtig anfangen.“ (Konrad Adenauer)
Wer geht zum Osteopathen? – Eine Bestandsaufnahme
Mit der Kostenübernahme für Osteopathie seitens etlicher gesetzlicher Krankenkassen vor einigen Jahren ist die Osteopathie mehr und mehr in der Mitte der Gesellschaft angekommen. Damit ist gemeint, dass zum Einen immer mehr Menschen davon erfahren haben. Zum Anderen ist die Osteopathie auch für immer mehr Menschen erschwinglich geworden. Leider haben viele Krankenkassen ihr freiwilliges Engagement für Osteopathie inzwischen wieder heruntergefahren oder aber sind gerade dabei. Dennoch haben seit der Aufnahme der Osteopathie in den Leistungskatalog einiger gesetzlicher Krankenkassen mehr und mehr Menschen ohne eine Privatversicherung oder eine private Zusatzversicherung, in der Heilpraktikerleistungen inkludiert sind, den Weg zur Osteopathie gefunden. Für viele hat sich dieser Schritt bis heute ausgezahlt. Dies spricht einerseits für die Osteopathie als therapeutisches Konzept und ist andererseits ein Zeichen dafür ist, dass sehr viele gute Osteopathen/- innen praktizieren. Doch was zeichnet einen guten Osteopathen eigentlich aus?
Qualitätssicherung in der Osteopathie: Voraussetzungen, die Osteopathen mitbringen müssen
Die meisten Osteopathen/- innen absolvieren ein fünfjähriges Vollzeitstudium. Um osteopathisch denken und handeln zu können braucht es nämlich nicht nur das praktische Erlernen osteopathischer Techniken. Es ist vor allem auch wichtig, sich ausgiebig mit der osteopathischen Philosophie sowie der Anatomie des Menschen auseinanderzusetzen. Wer das umfangreiche Studium abgeschlossen hat, der kann und sollte Mitglied in einem Fachverband werden. Voraussetzung für die Aufnahme in die meisten Verbände ist eine abgeschlossene Osteopathieausbildung, eine Mindestanzahl von Unterrichtseinheiten (1350 Unterrichtsstunden) und eine Abschlussarbeit. Bei einigen Verbänden ist die Aufnahme bereits als Studierender möglich. In den Therapeutenlisten sollte dies dann jedoch gekennzeichnet sein (i.A. = in Ausbildung). So kann auch und gerade für die Patienten/- innen eine hohe Qualität der Ausbildung gewährleistet werden. Ein weiteres Qualitätskriterium für die Fortführung der Mitgliedschaft, um in einem Verband auf der Therapeutenliste zu erscheinen, ist die regelmäßige Teilnahme an Fortbildungen.
Hohe fachliche Standards in der Osteopathie
Wir haben in den vergangenen Jahren in der Heil- und Chiropraxis viele (angehende) Osteopathen/ – innen kennen lernen und erleben dürfen. In Form von Praktika, Hospitationen und Anstellungen. Zuallererst ist zu sagen, dass wir es sehr beachtlich finden, wie viele Menschen -auch ohne medizinische Vorkenntnisse und/oder berufliche Vorerfahrungen, z.B. im Bereich der Physiotherapie, das Studium durchziehen, um als Osteopath durchzustarten. Es ist selten vorgekommen, dass wir nicht fasziniert waren von den fachlichen Kenntnissen und dem technischen Können, die jede/r Einzelne mitgebracht hat. Insofern sind wir der vollen Überzeugung, dass die Schulen viele fachlich gute Therapeuten/- innen entlassen. Ausnahmen bestätigen die Regel, so wie in jedem anderen Bereich auch. Aber grundsätzlich ist es sehr erfreulich zu sehen, dass es nicht nur weiterhin steigende Bewerberzahlen an den Schulen gibt, sondern diese auch gute Absolventen/- innen hervorbringen. Die Zukunft des wundervollen Berufs Osteopath scheint also gesichert!
Die Bedeutung der Persönlichkeit des Osteopathen in der therapeutischen Arbeit
Der Osteopath arbeitet am und mit dem Menschen. Und die Osteopathie ist eine Therapieform, die zum Ziel hat, die Selbstheilungskräfte des Patienten zu (re)aktivieren. Aus unserer Sicht passiert dies sowohl auf der körperlichen als auch auf der geistigen Ebene. Für eine erfolgreiche Therapie braucht es demnach gute anatomische Kenntnisse sowie über Jahre geschulte sehende Hände. Es braucht daneben aber außerdem ein gutes Einfühlungsvermögen und eine wertschätzende, zugewandte Art als Mensch. Wer nur auf der körperlichen Ebene agiert, der wird bestenfalls auch nur auf der körperlichen Ebene ein gutes Ergebnis erzielen. Es kann jedoch auch sein, dass er gar nicht so weit kommt. Denn unserer Erfahrung nach ist der zwischenmenschliche Kontakt vom ersten Augenblick an entscheidend. Von dem Moment an also, wenn es darum geht, den Patienten abzuholen, damit er sich zu 100 % Prozent auf die Behandlung einlassen kann.
Die menschlichen Qualitäten eines Osteopathen
Für uns beginnt die Therapie bereits in dem Moment, in dem der Osteopath den Patienten begrüßt. Es gibt Therapeuten, denen es ganz einfach im Blut liegt, mit Menschen umzugehen. Denen es nicht schwer fällt, die individuell richtige Ansprache zu finden und damit schnell das Eis zu brechen. An dieser Stelle ist wichtig zu erwähnen, dass Patienten nicht selten -gerade wenn es ihre erste Behandlung ist- unsicher sind in Bezug auf das, was in einer osteopathischen Behandlung passiert. In solchen Fällen wird ein guter Therapeut nicht nur die Unsicherheit bzw. Verunsicherung des Patienten spüren Er wird auch entsprechend darauf reagieren, um dem Patienten ein gutes Gefühl zu geben. Auf dieser Basis ist es sowohl für Patient als auch Therapeut leichter, ein Vertrauensverhältnis aufzubauen Dies braucht es im Falle einer osteopathischen Behandlung unbedingt. Das Ergebnis einer Behandlung hängt nämlich nicht unwesentlich mit der Fähigkeit des Patienten zusammen, sich fallen lassen zu können.
Begegnung auf Augenhöhe zwischen Osteopathen und Patienten
Selbstverständlich hat der behandelnde Osteopath dem Patienten (sofern dieser nicht auch Osteopath ist) eins voraus: nämlich das Wissen um bestimmte osteopathische bzw. ganzheitliche gesundheitliche Zusammenhänge. Dennoch oder gerade deshalb ist es wichtig, dass er sich nicht gegenüber dem Patienten erhebt. Tut er dies doch, so gefährdet er den Behandlungserfolg. Denn die Compliance des Patienten könnte darunter leiden. Mit Compliance ist die Mitarbeit bzw. Therapietreue eines Patienten gemeint. Zum Beispiel in Bezug auf das sich Einlassen auf die therapeutischen Handgriffe während der Behandlung, die regelmäßige und vorschriftsmäßige Durchführung bestimmter Übungen oder die Einnahme von Medikamenten bzw. das Integrieren bestimmter Lebensstilveränderungen in den Alltag. Je mehr der Therapeut dem Patienten auf Augenhöhe begegnet, desto wahrscheinlicher ist es, dass die Compliance des Patienten gut ist.
Eine Atmosphäre der Wertschätzung als Basis für eine gute Therapeut-Patient-Beziehung
Es geht also viel um die Ansprache des Patienten. Die meisten von uns waren selber schon einmal in irgendeinem Zusammenhang Patient. Und so können die meisten von uns nachempfinden, dass wir uns eher weniger wohlgefühlt und gesehen gefühlt haben, wenn der Therapeut unseren Blicken ausgewichen ist. Wenn er sich unsicher verhalten und/oder ein offensichtliches Desinteresse an den Tag gelegt hat. Wohlgefühlt haben werden sich die meisten von uns dagegen, wenn der Therapeut eine gewisse Selbstsicherheit ausstrahlt. Wenn er uns bei der Anamnese angesehen und während der kompletten Behandlungssitzung glaubhaft gemacht hat, dass er ein Interesse daran hat, uns auf unserem Weg zu mehr Gesundheit und Wohlbefinden zu verhelfen. Hierfür ist es wichtig, dass der Therapeut nicht vorrangig mit sich selbst und seiner Außenwirkung beschäftigt ist. Sondern dass er in sich ruht und sich voll auf den Prozess des Patienten konzentrieren kann.
Warum Hartnäckigkeit einen guten Osteopathen auszeichnet
Wir haben das Zitat von Konrad Adenauer gewählt, weil wir glauben, dass auch der Glaube an ein positives Ergebnis und Hartnäckigkeit einen guten Osteopathen ausmacht. Oftmals kommen Patienten/- innen zum Osteopathen, wenn sie schon durch alle Instanzen der Schulmedizin gegangen sind. Nicht wenige haben zu diesem Zeitpunkt Aussprüche gehört wie: „Sie haben nichts. Das muss psychisch sein.“ „Sie sind ein hoffnungsloser Fall. Da ist nichts mehr zu machen.“ „Sie haben selber schuld. Wären sie mal früher gekommen.“ Andrew Tylor Still, der Begründer der Osteopathie, hat gesagt: „To find health should be the object of the doctor. Anyone can find disease.“ Die Leidenschaft, Gesundheit finden zu wollen, der Antrieb, nicht aufzugeben, auch wenn die Therapieerfolge nur in winzigen Schritten vor sich gehen, das ist das Geheimnis eines guten Osteopathen. Er übt sich in Geduld und schenkt dem Patienten Hoffnung.
Selbstverständlich findest du auf diesem Blog viele Texte zum Thema Osteopathie. Wenn du beispielsweise mehr erfahren möchtest zum Thema Hände als Werkzeug des Osteopathen, dann geht es für dich hier entlang. Und wenn du mehr zum Thema Osteopathie in Form eines Podcast-Interviews mit Heilpraktiker und Osteopath Alexander Mallok erfahren möchtest, dann bist du hier genau richtig.