Faszien befreien
„Faszien verbinden!“ (Robert Schleip und Amanda Baker)
Faszien – ein Meisterwerk
Stellen Sie sich ein Organ vor, das uns ermöglicht aufrecht zu stehen. Das alle unsere anderen Organe an Ort und Stelle hält. Ein Organ, das uns mechanisch schützt gegen Stöße und das Weg ist für alle Nährstoffe von der Nahrung in das Blut und von dort in die Zelle. Ein Organ, in dem alle wichtigen Gefäße, die Arterien, die Venen und die Lymphgefäße verlaufen und außerdem auch alle Nervenbahnen. Dieses Organ ist ein Meister der Anpassung an mechanische und biochemische Veränderungen. Es ist lebendig und vernetzt, es ist das Gewebe, das alles miteinander verbindet, das Bindegewebe oder neudeutsch die Faszien.
Faszien und Osteopathie
Aufgrund ihrer herausragenden Bedeutung für die menschliche Struktur und Funktion widmen sich Osteopathen ihnen seit Beginn ihrer Profession. Doch wie funktioniert der Einfluss des osteopathischen Tuns auf die Faszien?Gehen wir noch einmal einen Schritt zurück: Faszien verkleben beispielsweise durch zu hohe mechanische Belastungen auf den Bewegungsapparat. Um diesen zu schützen reagieren sie mit der Einschränkung von Bewegung. Ein anderes Beispiel: Bei lokalen Entzündungen (z.B. im Darm) wird vermehrt Bindegewebe produziert, und es kommt zu Verklebungen und Spannungen. Wenn diese über einen längeren Zeitraum bestehen bleiben, dann verliert das Gewebe die Fähigkeit sich zu regulieren. Somit erstreckt sich die Behandlung der Faszien durch den Osteopathen auf alle Körpersysteme.
Osteopathische Behandlungsansätze
Dazu stehen ihm eine Vielzahl von verschiedenen Behandlungsansätzen zur Verfügung, denen meist das gemeinsame Ziel zugrunde liegt, die Beweglichkeit wiederherzustellen und somit die verlorene Selbstregulation (z.B. durch eine verbesserte Gefäß- und Nervenversorgung) zu reaktivieren. Sanfte Techniken geleiten das Gewebe in eine Position von verminderter Spannung, so dass dieses sich aus eigenem Antrieb neu ausrichten kann. Es entstehen feine Bewegungen, die der Osteopath begleitet und unterstützt. Am besten können diese Worte nachvollzogen werden, wenn man selber die Erfahrung macht, dass Therapeutenhände dem eigenen Gewebe auf diese Art und Weise zuhören. Auf der anderen Seite des Spektrums stehen Ansätze, die über mechanische Schmerzreize eine lokale Entzündung induzieren, welche die Umwandlungsmechanismen des Körpers erneut aktivieren und somit eine neue Ausrichtung des Gewebes ermöglichen.
Selbstregulation von Gewebe
Unabhängig vom Behandlungsansatz bedarf es immer des Vertrauens in die Fähigkeit des Menschen und seines Gewebes, sich selbst zu regulieren. Der Osteopath gibt nur einen anfänglichen Impuls. Das Lösen von Faszien bietet die Möglichkeit, sich selbst dabei zu beobachten, wie wandelbar der eigene Körper ist und wie er stets nach Heilung von innen strebt. Dies macht die Arbeit eines Osteopathen nicht nur zu einer sehr effektiven, sondern auch zu einer sehr befriedigenden. Wer sich für diese Art der Arbeit mit dem Gewebe interessiert, der kann gerne auch noch einmal unter Faszien im Lexikon auf der Homepage der Heil- und Chiropraxis nachlesen.